So hat COVID-19 die Zukunft nach vorne gespult [Teil 2]

So hat COVID-19 die Zukunft nach vorne gespult [Teil 2]

25/06/2020
Lesezeit: 6 Min.

Die COVID-19-Pandemie übt weltweit einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft und Verbraucher aus. Viele der Prognosen der Globalen Verbrauchertrends 2030 von Mintel wurden dabei schneller vorangetrieben als gedacht. In diesem Artikel untersuchen wir, in welchem Ausmaß sich das Verbraucherverhalten verändert hat, ob diese Änderungen sich langfristig halten werden und wie diese Einfluss auf die Konsumenten nehmen werden. Lesen Sie den ersten Part des Artikels hier.

Umfeld

Das Gefühl der Verbundenheit mit der Außenwelt.

Unsere Vorhersagen

  • Die „Wiederbewilderung“ von vorstädtischen und urbanen Nutzflächen rückt wieder in den Fokus und beeinflusst, wie Gemeinschaften ihre Umwelt wahrnehmen.
  • Home-Office-Regelungen werden erweitert.
  • Verbesserte Telekommunikationstechnologien erlauben flexiblere Arbeitsbedingungen.
  • Modulare, mobile Micro-Häuser ermöglichen flexibles Wohnen.

Was hat sich verändert?

Aufgrund der derzeitigen Situation ist die Grenze zwischen Arbeit, Freizeit und Entspannung immer mehr verschwommen, wodurch viele sich Gedanken über ihre Wohnraumgestaltung gemacht haben. Bis zum Jahre 2030 wird erwartet, dass knapp 61 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnen wird. Durch den dort aufkommenden bzw. bereits herrschenden Wohnplatzmangel müssen die Menschen Wohngemeinschaften neu denken. Mintel sagt voraus, dass COVID-19 auch im öffentlichen Raum seine Spuren hinterlassen wird und die Verbraucher Unternehmen hinsichtlich des Arbeitnehmerschutzes  stärker unter Druck setzen werden.

Zudem erwartet Mintel eine verstärkte Rückkehr zur Lokalgemeinschaft, in der die Menschen vermehrt ihre Nachbarn und kleine Geschäfte unterstützen. Viele werden es bevorzugen, bei Läden in ihrem Viertel einzukaufen, was wiederum den Lokalpatriotismus stärken dürfte. Im Zuge der Massenquarantäne reagierten Unternehmen mit Maßnahmen zur Unterstützung von Kunden und Arbeitnehmern. Das hat zur Konsequenz, dass Menschen diesbezüglich mehr Engagement vonseiten der Unternehmen erwarten.

Was kommt als nächstes?

  • Gemeinschaftsfokus: Durch die teilweise noch fortwährenden Maßnahmen zur Minimierung des sozialen Kontakts hat sich ein neuer Gemeinschaftsgeist entwickelt. Menschen finden neue kreative Wege, um sich miteinander zu vernetzen und lassen alte Freundschaften wieder aufleben.
  • Verbessertes Gemeinschaftsleben: Menschen werden ein verbessertes Lebensumfeld und die Möglichkeit fordern, in ihrer Gemeinschaft neue Fähigkeiten zu erlernen und darauf basierend Ideen einzubringen. Verbraucher werden ihre Communities auf ihren Nutzen prüfen und an die Anforderungen der Zukunft anpassen.
  • Effiziente Flexibilität: Die Flexibilität hinsichtlich des Arbeits- und Privatlebens, welche uns durch COVID-19 scheinbar über Nacht auferlegt wurde, wird auch weiterhin von uns abverlangt werden. Unser Umfeld und die Nutzung von Wohnflächen müssen überdacht werden, um die effizienteste Nutzung dieser zu gewährleisten.

Technologie

Die Suche nach technologischen Lösungen in der physischen und digitalen Welt.

Unsere Vorhersagen

  • Größeres Tech-Angebot, das Senioren im Alltag unterstützt.
  • Weniger Geschäftsreisen dank verbesserter Videokonferenztechnologie.
  • 5G-Empfang wird für die Hälfte der Weltbevölkerung zugänglich.
  • Bargeldloses Bezahlen mit biometrischen Verifikationsverfahren etabliert sich.

Was hat sich verändert?

Während des Lockdowns haben Verbraucher mit dem Gefühl der Einsamkeit und Isolation gekämpft, wodurch sich technologische Kommunikationsmittel als eine Art Rettungsanker bewiesen haben. In der Zeit der Massenquarantäne war es durch die Technologie möglich, den Kontakt zu Freunden und Familien aufrechtzuerhalten, außerhalb des Büros weiterhin seiner Arbeit nachzugehen, im Netz zu shoppen und nach Unterhaltungsmöglichkeiten zu schauen. Mintel sieht voraus, dass viele dieser neuen Verhaltensweisen selbst nach der Lockerung der Distanzierungsmaßnahmen weiter fortbestehen werden.

Der verbreitete Zugang zu digitalen Unterhaltungsmöglichkeiten bringt mit sich, dass Verbraucher sich nach einem immer größeren Angebot sehnen. Für Anbieter entsteht hieraus die Herausforderung, das Kostenmanagement entsprechend abzuwägen, um Verbrauchern einen attraktiven und zugleich rentablen Abonnementspreis bieten zu können. Der Onlinehandel hat insgesamt das Potenzial dazu, endgültig zur Norm zu werden. Obwohl Verbraucher ihre Ausgaben stärker unter die Lupe nehmen, werden sie diese nicht vollständig eindämmen. E-Commerce und digitale Transaktionen werden künftig gang und gäbe.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie könnten folgenreiche Auswirkungen auf die Globalisierung nehmen: Anstatt der Auslagerung von Produktionsstätten könnte wieder mehr im Inland hergestellt werden, was die Komplexität von Lieferungsketten aufbrechen würde – infolgedessen könnte es allerdings zu einer höheren Bepreisung kommen.

Was kommt als nächstes?

  • Neue Technologie wird zur Norm: Digitale Tools sind während der Pandemie unentbehrlich geworden, vor allem für Senioren. Die Veränderungen hinsichtlich des Onlineverhaltens werden sich langfristig halten und werden Unternehmen dazu anregen, mit Innovationen weitere Online-Barrieren zu beseitigen.
  • Abdeckung von Bedürfnissen: Der Widerstand vor dem Gebrauch digitaler Gerätschaften und Tools hat sich durch die Pandemie fast wie über Nacht gelöst. Verbraucher werden fortgehend informierter und fordernder, was ihre Erwartungen angeht.
  • Von der negativen zur positiven Konnotation: Die verbreiterte Nutzung von E-Sports beweist die kollektive Überzeugungskraft der globalen Gaming-Community. Dieser Übergang zu einer positiveren Auffassung jener Unterhaltungstechnologie wird über die nächste Dekade tiefergreifende Spuren hinterlassen.

Werte

Die Investition in reale, messbare Vorteile.

Unsere Vorhersagen

  • Unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes werden Verbraucher ihren Einkäufen neuen Wert beimessen.
  • Der Wunsch nach Dingen, die echte Freude bereiten, wird das Verbraucherverhalten dominieren.
  • Verbraucher werden sich von ihren schnelllebigen Lebensweisen und der Konsumgesellschaft distanzieren und zu einem langsameren, minimalistischeren Lebensstil finden, in dem Nachhaltigkeit und Funktionalität Vorrang haben.
  • Langsamkeit wird zu einem Idealzustand.

Was hat sich verändert?

Verbraucher weltweit nehmen sich Zeit für Reflexion und setzen ihre Prioritäten neu. Eine wirtschaftlich unsichere Phase steht bevor, weshalb sie ihre Ausgaben kritischer tätigen und beim Einkauf Preis-Leistungs-Verhältnisse neu beurteilen. Obwohl in einigen Ländern die Distanzierungsmaßnahmen bereits gelockert wurden, müssen sich Unternehmen dieser Prioritätenverschiebung bewusst werden und nachforschen, inwiefern sich diese auch nach der Massenquarantäne noch abzeichnen werden.

Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Fokusthema – allerdings stellen Verbraucher zunehmend infrage, welchen Einfluss Konsum auf das Land, die Stadt und sogar die eigene Nachbarschaft nehmen kann.

Was kommt als nächstes?

  • „Das Wesentliche“ wird neu definiert: Verbraucher werden bevorzugt nur die Dinge kaufen, die ihnen tatsächlich Freude bereiten und für notwendig sind. Die „instant gratification“ (sofortige Zufriedenstellung) verblasst zunehmend angesichts der Verbrauchererwartungen an die Effizienz und Funktionalität von Produkten und Serviceleistungen.
  • Funktionalität ist in: Verbraucher stellen Qualität voran und fordern daher sachgemäße Beratung und konkrete Beweise für die Funktionalität diverser Produkte.
  • Verbraucher und Brand Purpose: Premiumpositionierungen werden sich künftig nicht nur auf eine bessere Qualität und eine höhere Bepreisung beziehen, sondern einen nachhaltigen Mehrwert bieten, der der Gesellschaft zugutekommt.
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