FDA plant die Lebensmittelkennzeichnung „natürlich“ zu definieren

FDA plant die Lebensmittelkennzeichnung „natürlich“ zu definieren

20/11/2015
Lesezeit: 3 Min.

Die amerikanische Behörde FDA (Food and Drug Administration) scheint kurz davor zu stehen, die Lebensmittelkennzeichnung „natürlich“ zu definieren. Die Behörde hat die Öffentlichkeit um Informationen über die Verwendung des Wortes „natürlich“ bei Lebensmitteln gebeten, da sich „die Landschaft der Lebensmittelzutaten und -produktion“ in den letzten Jahren verändert habe. Bereits drei Bürgerpetitionen haben eine Definition des Begriffs in den USA gefordert. Eine dieser Petitionen verlangte sogar, die Verwendung des Begriffs auf Lebensmitteletiketten ganz zu untersagen. Wie eine Mintel-Untersuchung zeigt, setzen viele US-amerikanische Verbraucher die Begriffe „natürlich“, „sauber“ und „echt“ bei Lebensmitteln mit „gesund“ gleich.

Zur Zeit wird die Bezeichnung „natürlich“ nicht von der FDA reguliert, aber die Behörde gibt an, sie habe eine „langjährige Politik zur Verwendung von dem Begriff natürlich bei der Lebensmittelkennzeichnung“. Der Begriff deute an, dass keine anderen künstlichen oder synthetischen Zusatzstoffe (einschließlich aller Farbzusätze) bei einem Produkt verwendet wurden, die ein Kunde „nicht bereits erwarten würde in diesem Produkt vorzufinden“. Die FDA hat  jedoch eingeräumt, dass diese Definition weder die Nahrungsmittelproduktion, noch die Lebensmittelverarbeitung berücksichtigt, und auch nicht den Einsatz von Pestiziden, Pasteurisierung oder Bestrahlung beurteilt. Ferner hat die Behörde festgestellt, dass „nicht geprüft wird, ob der Begriff … andere Ernährungsvorteile oder gesundheitliche Aspekte beinhalten sollte“.

Die FDA fordert die Öffentlichen auf, die folgenden Fragen zu beantworten:

  • Ist es angemessen, den Begriff „natürlich“ zu definieren?
  • Wenn ja, wie soll der Begriff definiert werden?
  • Wie soll die angemessene Verwendung des Begriffs auf Lebensmitteletiketten festgelegt werden?

Die Bedeutung und Verwendung der Lebensmittelkennzeichnung „Bio“ hat die FDA schon vor einigen Jahren festgelegt, auch wenn nur wenigen Verbrauchern die genaue Definition bekannt sein sollte. Auf die Frage was die ausschlaggebenden Unterschiede zwischen den Begriffen „Bio“ und „natürlich“ seien, sind viele Verbraucher der Auffassung, dass beide Kennzeichnungen für „nahrhafte“ und „vertrauenswürdige“ Lebensmittel stehen, die „geeignet für die ganze Familie“ und „Gourmet“ sind. Das hat der Mintel Report Organic Food and Beverage Shoppers US 2015 (Konsumenten von Bio-Lebensmitteln und Getränken USA) ergeben.

40 % der Käufer von Naturprodukten würden strengere Vorschriften bei den Lebensmittel-kennzeichnungen „natürlich“ und „Bio“ begrüßen

Nur in wenigen Bereichen scheint die Bio-Kennzeichnung mehr Gewicht zu tragen: So glauben 41 % der Verbraucher, dass Produkte mit der Aufschrift „100 % Bio“ pesitzidfrei seien, währen nur 25 % der selben Ansicht bei „natürlichen“ Produkten sind; wiederum glauben 35 % der Konsumenten, dass Bio-Lebensmitteln „frei von Konservierungsstoffen“ seien, bei „natürlichen“ Produkten sind es nur 30 %; bei dem Begriff „hormonfrei“ kommt dieser Anteil auf 33 % vs. 23 % der Verbraucher.

Einer Mintel-Untersuchungen zufolge würden 40 % der  Käufer von Naturprodukten strengere Vorschriften bei Lebensmittelkennzeichnungen wie „natürlich“ und „Bio“ begrüßen. Mit dem Mangel an Aufklärung über die Regeln rund um die Bio-Kennzeichnung könnten Verbraucher diesen Produkten zunehmend skeptisch gegenüber stehen. Eine eindeutige, gut definierte und durchgesetzte Regulierung des Begriffs „natürlich“ könnte den positiven Nebeneffekt haben, dass Verbraucher auch den Begriff „Bio“ besser verstehen. Es würde auf jeden Fall dazu führen, dass zahlreiche Marken, die die Bezeichnung „natürlich“ als Werbeversprechen verwenden, gezwungen wären, ihre Produkte oder Etiketten zu verändern.

Billy Roberts ist Senior Food & Drink Analyst bei Mintel mit Sitz in Chicago. Vor Mintel was er als Executive Editor mit Fokus auf Verbraucher-, Lebensmittel- und Getränketrends bei einer führenden Fachzeitschrift tätig.

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