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Im für Preisschwankungen und erbarmungslose Konkurrenzkämpfe bekannten deutschen Saftmarkt geraten Hersteller zunehmenden unter Druck, ihre Produkte vom Massenangebot abzuheben. Sortenspezifische Säfte, wie z.B. Saft aus Gala-Äpfeln, Williams Birnen oder Merlot Trauben, sind ein bislang noch relativ unerschlossener Bereich, der jedoch großes Potenzial birgt.
Viele Verbraucher haben eine Obst-Lieblingsorte oder genießen es einfach, aus mehreren Sorten auswählen zu können und wünschen sich diese Wahlfreiheit auch beim Saftkauf. Laut einer Mintel-Untersuchung zeigt über ein Viertel (26 %) der deutschen Verbraucher Interesse an Säften, die aus spezifischen Obstsorten hergestellt wurden.
Bei der modernen Saftproduktion ist die Obstvielfalt der Wirtschaftlichkeit und Beständigkeit zum Opfer gefallen. So werden zum Beispiel heute zu findende Apfelsäfte üblicherweise aus einer Mischung verschiedener Apfelsorten hergestellt. Die genaue Zusammenstellung ist von Rohstoffpreisen und der Verfügbarkeit verschiedener Sorten abhängig. Sich auf nur eine einzelne Sorte zu verlassen stellt hingegen ein wirtschaftliches Risiko für Hersteller dar, da eine schlechte Ernte zu Preiserhöhungen führen kann. Das gleiche Prinzip gilt auch bei vielen anderen Saftsorten.
Obwohl es sich bei sortenspezifischen Säften weiterhin um einen Nischenmarkt handelt, setzen immer mehr Saftmarken auf bestimmte Obstsorten, um die Premiumqualität ihrer Produkt zu unterstreichen. In Deutschland hat Safthersteller Amecke zum Beispiel ein interessantes Produktsortiment namens „Mein Lieblingsapfel“ eingeführt. Folgende Sorten werden hier angeboten: Golden Delicious („samtig-harmonisch“), Idared („kraftvoll & ursprünglich“) und Cripps Pink („verführerisch fruchtig“).
Einige andere Produkte verweisen auf die Verwendung bestimmte Birnensorten, wie zum Beispiel der Nektar mit Williams Birnen von Zuegg Skipper, der dank der Verwendung der „Königin der Birnen“ einen intensiven, süß-saftigen Geschmack haben soll. Auch bei Traubensäften werden bestimme Sorten verwendet, wie zum Beispiel bei den Säften der „Saftig“-Reihe von AMC, die aus den Traubensorten Trebbiano und Sangiovese hergestellt wird.
Verbraucher stehen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie immer kritischer gegenüber; dies kommt sortenspezifischen Säften entgegen, da sie sich durch authentische Herkunft und Qualität der Zutaten auszeichnen. Ähnlich wie in der Weinindustrie, wo die Traubensorte ein wichtiger Faktor für Verbraucher ist, könnten Saftmarken, die ihre Säfte als Premiumprodukte positionieren wollen, von der Verwendung bestimmter Obstsorten profitieren. Zudem geben sortenspezifische Obstsorten Verbrauchern ein Gefühl der Transparenz und Rückverfolgbarkeit, was dem wachsenden Wunsch nach Produkten mit Hintergrundgeschichten und handwerklichen Herstellungsprozessen entgegenkommt.
Julia Büch ist Food & Drink Analystin mit Fokus auf Deutschland bei Mintel. Sie ist darauf spezialisiert, eine Reihe von Nahrungsmittel- und Getränkekategorien im deutschen Markt zu analysieren. In ihrer vorherigen Rolle als Trend & Innovation Consultant bei Mintel war sie für deutschsprachige Kunden verantwortlich.
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