Wird der Bagel das Baguette in Frankreich ersetzen?

Wird der Bagel das Baguette in Frankreich ersetzen?

22/01/2016
Lesezeit: 4 Min.

Das Baguette gilt seit langem als Grundnahrungsmittel der Franzosen und als wiedererkennbares Symbol der französischen Kultur. Doch es könnte einen Rivalen geben, der nur darauf wartet, das beliebteste Brot Frankreichs vom Thron zu drängen – der Bagel.

Insgesamt ist der Markt für abgepacktes Brot in Frankreich relativ lebhaft, insbesondere im Vergleich zu anderen großen europäischen Ländern wie dem Vereinigten Königreich und Deutschland, wo der Konsum dieser Produkte rückläufig ist. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass die Franzosen mehr Brot essen; vielmehr wenden sich viele Verbraucher vom Baguette aus der traditionellen französischen „Boulangerie“ ab und richten ihre Aufmerksamkeit auf bequem abgepacktes Brot im Einzelhandel.

Konsum von Brotspezialitäten im Aufschwung

Als Reaktion auf die veränderten Konsumgewohnheiten kommen in Frankreich mehr Brotspezialitäten auf den Markt. Viele neue Wrap- und Tortilla-Produkte, Brot aus anderen Ländern und besonders Bagels wurden in die Sortimente aufgenommen; Eigenmarken von Einzelhändlern sind in diesem Bereich sehr aktiv, und auch größere Marken beginnen, diese Gelegenheit auszunützen. Eines der innovativsten und größten Unternehmen auf dem Markt, La Boulangère, bietet ein Sortiment namens „pains du monde“ (Brot aus aller Welt) an, zu dem Fladenbrot aus Schweden, Bruschetta, Wraps, Panini und Bagels zählen.

Cora Lidl PitaNaan

Andere Beispiele umfassen von Cora und Lidl eingeführte Tortillas, von Franprix auf den Markt gebrachte Pita und von Lidl angebotenes Naan-Brot. Tortillas sind die beliebteste Brotspezialität: 15 % der französischen Brotkonsumenten essen diese, gefolgt von Fladenbrot (10 %) und Bagels (9 %). Diese Zahlen nehmen bei jüngeren Verbrauchern deutlich zu: Unter den 16- bis 24-Jährigen sind Tortilla-Wraps und Bagels fast doppelt so beliebt.

Gastronomie beflügelt Interesse an Bagels

Das Interesse an Bagels wird vor allem durch ihre zunehmende Verwendung in der Gastronomie gefördert. Ketten wie Bagelstein, das etwa 60 Geschäfte im ganzen Land hat, wachsen. Bagelstein verkauft etwa 18.000 Bagels am Tag und laut der Website des Unternehmens kommen bis zum Jahr 2017 um die 40 neue Geschäfte hinzu. Derweil gibt der Bagel-Hersteller Authentic Bagels an, ungefähr 150 Supermärkte im Raum Paris und etwa 40 Restaurants zu beliefern; die Zahl der Kunden habe sich innerhalb des vergangenen Jahres verdoppelt. Als gesündere Fastfood-Alternative zu Burgern werden Bagels in Frankreich auch vermehrt auf dem wachsenden Imbissmarkt angeboten. Die Imbisswagenkette Rolling Bagel ist ein bekanntes Beispiel.

Innovationen bei Bagels im Jahr 2015

Trotz der zunehmenden Bekanntheit von Bagels liegt der Konsum in Frankreich nach wie vor hinter anderen europäischen Märkten zurück. In Polen zum Beispiel essen 23 % der Verbraucher Bagels. Deswegen sind Bagels in den französischen Supermarktregalen noch nicht ganz so stark vertreten, doch die Produkteinführungen nehmen zu. Im Jahr 2015 hatte zum Beispiel die New York Bakery Co., der führende Bagelbäcker im Vereinigten Königreich, ihr Debüt in Frankreich. Ein weiterer Anbieter von abgepackten Brotprodukten, Jacquet (an zweiter Stelle hinter La Boulangère), hat ebenfalls Bagels auf den Markt gebracht.

plain-bagelsJacquetnew-york-bagels

Angesichts landesweit zunehmender Produkteinführungen durch Eigenmarken liegt es nahe, dass Bagels im Jahr 2016 in den Regalen noch stärker vertreten sein werden. Sie werden dem Baguette in naher Zukunft zwar nicht den Rang ablaufen, doch Bagels und andere Brotspezialitäten werden in Frankreich mit Sicherheit weiter an Beliebtheit gewinnen.

Chris Brockman ist Food & Drink Research Manager für die EMEA-Region bei Mintel. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Marktforschung, war Chris bei vielen der weltweit führenden Lebensmittel- und Getränkehersteller tätig. Vor Mintel leitete Chris ein Forschungsteam im Bereich Lebensmittelzutaten und war in der Unternehmensberatung für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie als Manager beschäftigt.

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