You Heard It Here First: Der Kampf gegen Luftverschmutzung

You Heard It Here First: Der Kampf gegen Luftverschmutzung

23/10/2019
Lesezeit: 4 Min.

Durch frühzeitige und präzise Analysen wuchs Mintel während der letzten Dekade zu einer der weltweit führendsten Agenturen für Market Intelligence heran. In unserer Serie „You Heard It Here First“ werfen wir einen Blick auf einige Trends, die wir in den letzten fünfzehn Jahren angekündigt haben, und erörtern, wie sich diese im Laufe der Zeit entwickelt haben.

Die Apokalypse der Gesundheit

Luftverschmutzung ist und bleibt eines der größten umweltbedingten Gesundheitsrisiken weltweit. Durch die gesteigerte politische Aufmerksamkeit und die Forschung rund um das Thema wurden verstärkt Schritte zur Lösung des Problems ergriffen. Schon im Jahr 2010 hat Mintel den „Airpocalypse Now“-Trend veröffentlicht, der zeigte, wie im privaten Bereich zunehmend die Gefahren von Luftverschmutzung erkannt und Schutzmaßnahmen in die Hand genommen werden. Wissenschaftler, Ärzte und Umweltspezialisten machten auf die Gefahren aufmerksam, die verschmutzte Luft für die Gesundheit hat. So ließen sich unter anderem Gedächtnis- und Lernschwierigkeiten, Depression und Herz-Kreislauf- und Atemwegs-Erkrankungen auf die Verunreinigung der Luft zurückführen. 2012 führte der Environmental Performance Index (EPI) ein Länderranking nach dem Grad der Luftverschmutzung ein. Auf dem letzten Platz: Indien, wo die sicheren Grenzwerte um das Fünffache überschritten seien. Diese alarmierenden Nachrichten haben natürlich Verbraucher weltweit auf den Plan gerufen.

Manche Unternehmen haben direkt reagiert. Mithilfe der Wissenschaft konnten sie Verbrauchern zeigen, wann die Luft um sie herum zu gefährlich ist. Andere Unternehmen haben auf den physischen Raum eingewirkt und sich auf Infrastrukturen konzentriert, die die Verunreinigung der Luft neutralisieren sollen. Der Architekt Alexandre Moronnoz hat beispielsweise spezielle Outdoor-Sitzmöglichkeiten aus Zement entwickelt, die den natürlichen Oxidationsprozess von Schadstoffen in der Umgebungsluft beschleunigen können. In Deutschland hat Fulda hat in den städtischen Straßen Gehwegplatten ausgelegt, die das giftige Stickoxid in der Luft reduzieren.

Die von Alexandre Moronnoz konizipierten Sitzbänke

Der Kampf ums Atmen

Wir schreiben das Jahr 2019, und die Gesundheit ist weiterhin ein wichtiges Thema. Mittlerweile konnten neue Studien die negativen Auswirkungen verunreinigter Luft auf Haut und Haare unter Beweis stellen, was zur Einführung von sogenannten Anti-Pollution-Kosmetikprodukten führte. Mintel machte deutlich, dass Verbraucher weltweit diese Warnungen aufmerksam verfolgen. Der Mintel-Report zum Thema Air Care in Großbritannien konnte zeigen, dass die Hälfte der britischen Verbraucher, die im letzten Jahr Raumduft-Produkte nutzten, dies zur Reinigung der Luft in ihrem Zuhause tat.

Diese Gesichtsmaske von Sephora soll externe Umwelteinflüsse abfangen, um die Haut zu schützen und zum Strahlen zu bringen

Die Menschen kaufen aber nicht nur schlichtweg Produkte, sie werden auch zu Aktivisten. Sie schließen sich zusammen, um gegen die Hauptursachen von Luftverschmutzung und damit vor allem gegen die industriellen Aktivitäten und Logistiksysteme von Herstellern vorzugehen. Bürger in Wuhan (China) gingen auf die Straße, um gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage zu demonstrieren, Edinburgh (Schottland) hat sich der Open-Streets-Bewegung angeschlossen, um die Hauptstadt einmal im Monat verkehrsfrei zu machen. Die ursprüngliche Sorge um die eigene Gesundheit hat sich zur wahren Umweltbewegung entwickelt.

Diesem Thema nimmt sich auch der Mintel-Trendreport „Hungry Planet“ an, der untersucht, wie Verbraucher den Planeten schützen und ihre persönliche CO2-Bilanz verbessern wollen. Unternehmen konzentrieren sich vermehrt auf ihren Logistikbereich, um die Probleme der Luftverschmutzung anzugehen. So hat ein Start-Up aus Ägypten eine App zur Miete von E-Rollern herausgebracht, der Taxibetreiber Blue Bird hat in Indonesien die erste Taxiflotte aus Elektrofahrzeugen eingeführt.

Slyd-Roller in Kairo

Eine dystopische Zukunft

In einer Gesellschaft, in der Wohlbefinden und Nachhaltigkeit so wichtig sind, wird die Luftverschmutzung auch in den nächsten Jahren ein Anliegen sein. Durch mehr Grünflächen in Städten kann die Luftqualität zukünftig verbessert werden. Unsere komplette Infrastruktur und öffentliche Verkehrssysteme müssen überdacht werden, um CO2-Emissionen zu senken. Es wird immer mehr Smart-City-Projekte geben. Metropolen werden zukünftig vermehrt auf Daten und neue Technologien wie Sensoren oder Filter setzen, damit die Städte Luft zum Atmen haben. In einem dystopischen Szenario der Zukunft könnten Städte sogar unter Kuppeln weiterwachsen, oder Menschen mit speziellen Helmen oder Brillen mit Luftfiltern durch die Stadt laufen.

Dieses System von Bosch soll die Kontrolle der Luftqualität in sogennanten Smart Cities erlauben

Verbraucher werden immer stärker den Zusammenhang zwischen Verschmutzung, CO2-Ausstoß und Klimawandel herstellen, vor allem nach der Hitzewelle diesen Sommer. Sie werden ihr Verbraucherverhalten ändern, werden umweltbewusster einkaufen und versuchen, den Planeten zu schützen. Nachhaltigkeit wird für Unternehmen zur Pflicht, wenn sie erfolgreich sein wollen. Manche Verbraucher werden sich auf das Schlimmste vorbereiten. Das wiederum könnte sogar zur Klimaflucht führen, dass Menschen in Länder im äußersten Norden oder Süden ziehen, um den steigenden Temperaturen zu entfliehen. Dann haben Unternehmen keine andere Wahl, als im Strom mit zu schwimmen.

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