Insekten kriechen auf die Teller der Verbraucher

Insekten kriechen auf die Teller der Verbraucher

19/08/2015
Lesezeit: 4 Min.

Während sich vielen Verbrauchern beim Gedanken, Insekten zu essen, noch immer der Magen umdreht, könnte dies aber eine alternative Möglichkeit sein, die Proteinzufuhr in der täglichen Ernährung zu steigern. Die Untersuchung von Mintel beleuchtet dabei die Nachfrage der Verbraucher …

Bedenken hinsichtlich Gewichtskontrolle und Aussehen haben in der Tat dazu beigetragen, die Nachfrage nach Proteinen zu steigern.Verbraucher auf asiatischen, europäischen und amerikanischen Märkten stimmen darin überein, dass Proteine beim Muskelaufbau helfen und sättigend wirken. Auf vielen europäischen Märkten sind mehr als 10 % der Verbraucher der Ansicht, dass Werbeversprechen bezüglich hoher Proteinanteile bei Brotaufstrichen mitunter die wichtigsten Faktoren für eine positive Kaufentscheidung sind.

DAS INTERESSE AND PROTEINEN BEKRÄFTIGT INNOVATIONEN

Insekten

Dieses Interesse an einer proteinreichen Ernährung hat dazu beigetragen, Produktinnovationen voranzutreiben. Ein Beispiel dafür ist die Zunahme von Brotaufstrichen mit Nüssen auf vielen Märkten. In seinem Bestreben, Werbeversprechen hinsichtlich hoher Proteinanteile auszuweiten und nicht nur für Brotaufstriche mit Nüssen zu verwenden, hat ein belgischer Lebensmittelhersteller kürzlich ein Sortiment süßer und herzhafter Brotaufstriche auf den Markt gebracht, die mit einem hohen Proteinanteil aus einer neuartigen Quelle werben – Mehlwürmern.

Green Kow hat zwei Brotaufstriche mit Karotten- und Tomatengeschmack auf den Markt gebracht, die auf Mehlwürmern basieren. Zudem plant der Hersteller, in Kürze Brotaufstriche mit dunkler und Vollmilchschokolade herauszubringen. Das Unternehmen begründet sein Angebot hauptsächlich auf drei Verkaufsargumenten: Geschmack, Nährwert und Nachhaltigkeit. Die Zucht von Mehlwürmern ist auch der Kernaspekt der Nachhaltigkeit des Unternehmens. Laut Green Kow verursacht diese Methode weniger Umweltverschmutzung und ist effizienter als die Erzeugung von Fleischprodukten oder Geflügelaufzucht, was heißt, dass sich die von dem Unternehmen verursachten Auswirkungen auf die Umwelt eher in Grenzen halten.

EINEN NACHHALTIGE NAHRUNGSQUELLE

Mintels Verbrauchertrend Hungry Planet thematisiert die Dringlichkeit, die durch eine wachsende Bevölkerung bei der Nahrungsmittelversorgung entsteht. Berücksichtigt man Realpreise, so sind die Kosten für Lebensmittel so hoch wie seit Mitte der 1980er Jahre nicht mehr. Steigende Bevölkerungszahlen und zunehmender Wohlstand üben besonders starken Druck auf die Versorgung mit wichtigen Grundnahrungsmitteln aus. Produkte wie der Insektenaufstrich von Green Kow spiegeln einen Schwerpunkt wider, den bereits Organisationen wie die Welternährungsorganisation der UN (FAO) auf essbare Insekten als Alternative zu Fleisch und Geflügel gelegt haben.

GUTEN APPETIT: ANGEHÖRIGE DER GENERATION Y SIND FÜR DIE IDEE, INSEKTEN ZU ESSEN, AM OFFENSTEN

Bei den meisten europäischen Verbrauchern wird es wahrscheinlich schwierig sein, ihnen das Konzept von Lebensmitteln, die essbare Insekten enthalten, zu verkaufen; Verbraucher stimmen zwar vielleicht zu, dass Insekten eine gute Nahrungsquelle bieten, doch der Ekelfaktor ist nach wie vor hoch und das Interesse, solche Produkte zu probieren, ist ziemlich gering.

Mintels Bericht zum ethischen Lebensmittelkonsumenten, Großbritannien, 2015 schlägt vor, sich mit den Produkten hauptsächlich auf die 16- bis 24-Jährigen und insbesondere jüngere Männer zu richten, da bei diesen Gruppen die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Gedanken essbarer Insekten widerwärtig finden, deutlich geringer ist; zudem würden diese Zielgruppen solche Lebensmittel am ehesten probieren. In Großbritannien wäre zum Beispiel einer von 5 (19 %) Männern im Alter zwischen 16 und 24 Jahren daran interessiert, Lebensmittel zu probieren, die aus essbaren Insekten hergestellt wurden, im Vergleich zu 15 % der Frauen derselben Altersgruppe in Großbritannien.

Dies ist wahrscheinlich zum Teil auf den allgemeinen Abenteuerdrang bei jüngeren Verbrauchern zurückzuführen, doch es zeigt auch die höhere Nachfrage nach Proteinquellen auf, insbesondere unter jüngeren Männern.

WAS WIR DENKEN

Es ist insgesamt wahrscheinlich, dass Werbeversprechen über hohe Proteingehalte, die auf alternativen Proteinquellen beruhen, in den nächsten fünf Jahren eine zunehmend wichtige Komponente hinsichtlich der Innovationen süßer und herzhafter Brotaufstriche darstellen. Fehlende Genehmigungen für neuartige Lebensmittel schränken in Europa jedoch gegenwärtig die Möglichkeiten hinsichtlich Nahrungsmittelerzeugnissen aus Insekten ein. Doch auch im Falle der Erteilung von Genehmigungen bleibt die Einstellung der Verbraucher ein wesentlicher Faktor, der diese Lebensmittelquelle daran hindert, allgemein akzeptiert zu werden. Maßnahmen wie zum Beispiel die Hervorhebung des besonders hohen Proteingehalts können die Bereitschaft von Verbrauchern, diese Lebensmittel zu probieren, erhöhen. Dabei haben jüngere Männer das beste Potenzial, zu frühzeitigen Anwendern zu werden.

David Turner ist Global Food and Drink Analyst bei Mintel und arbeitet seit 2012 für das Unternehmen. Während seiner zwanzigjährigen Karriere in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie hat er durch die Leitung der Marketingaktivitäten für Marken und private Labels verschiedener großer Molkerei-, Gastronomie- und Spirituosenhersteller Erfahrungen auf den Konsumgüter- und Gastronomiemärkten sammeln können.

 

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