Werden deutsche Verbraucher von Olivenöl auf Nuss- und Samenöle umsteigen?

Werden deutsche Verbraucher von Olivenöl auf Nuss- und Samenöle umsteigen?

17/12/2015
Lesezeit: 4 Min.

Angesichts der vielen hochverarbeiteten Lebensmittel, die heutzutage im Supermarktregal zu finden sind, interessieren sich Verbraucher vermehrt für Alternativen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren und „zurück zu den Wurzeln“ führen. Mintel’s Report „Globale Lebensmittel- und Getränketrends 2016“ zeigt diese Entwicklung deutlich auf.

Infolgedessen haben kohlenhydratarme und fettreiche Ernährungsweisen (LCHF) wie Paleo- oder ketogene Diäten in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen. Ein wesentliches Merkmal dieser Ernährungspläne ist, dass sie eine höhere Fettaufnahme vorsehen, damit der Körper dazu gezwungen wird, Fett als seine Hauptenergiequelle zu nutzen. Diese Ernährungspläne unterscheiden oftmals zwischen „guten“ und „schlechten“ Fetten und Ölen und ermutigen somit Verbraucher dazu, neue Sorten auszuprobieren.

Bisher werden spezielle Nuss- und Samenöle im Vergleich zu traditionellen Ölen wie Sonnenblumen- oder Olivenöl deutlich weniger verwendet. Laut Mintel ist der Marktdurchbruch in Deutschland am höchsten – dort gab bei einer Umfrage im Jahr 2014 beinahe einer von fünf (18 %) Verbrauchern an, in den vergangenen sechs Monaten sowohl Nuss- als auch Samenöle gekauft zu haben. Diese Zahl lag in Polen dagegen bei lediglich 7 % und war in Spanien mit 4 % sogar noch niedriger.

Trotz ihrer bisher schwachen Marktposition weisen Nuss- und Samenöle ein enormes Wachstumspotenzial auf. In Spanien und Italien ist die Mehrheit der Verbraucher der Ansicht, hochwertige Öle seien gesünder, während mehr als die Hälfte aller Verbraucher in Deutschland, Spanien oder Polen der Aussage zustimmt, der Geschmack des fertigen Gerichts hänge von der Art des verwendeten Öls ab.

Ein Drittel der Deutschen ist der Ansicht, dass Nuss- und Samenöle gesund sind und gut schmecken

Die noch immer vorhandene Überzeugung vieler Verbraucher, Olivenöl sei der Goldstandard in Sachen Geschmack und Gesundheit, stellt die vielleicht größte Hürde für eine Zunahme des Konsums von Nuss- und Samenölen dar. Sogar in Deutschland, wo Nuss- und Samenöle überdurchschnittlich beliebt sind, stimmt nur etwa ein Drittel der Verbraucher der Aussage zu, spezielle Öle seien gesund und schmeckten großartig; bei Olivenöl ist dagegen sogar über die Hälfte der Verbraucher dieser Meinung.

Im Jahr 2015 sind die Preise für Olivenöl aufgrund schlechter Olivenernten jedoch deutlich angestiegen. Da dieser Preisanstieg sich auch im Einzelhandel bemerkbar machen wird, werden viele Verbraucher wahrscheinlich zu alternativen Ölsorten greifen.

Verwendung in kalten Speisen ist der Schlüssel zum Erfolg

Angesichts vieler moderner Diäten, die sich auf das Wesentliche reduzieren und bei denen die Verwendung von Nuss- und Samenölen in kalten Speisen empfohlen wird, bietet sich für gesündere Öle in verschiedenen vorgefertigten Lebensmitteln eine große Marktchance. Dabei bietet das Segment Salatdressings die besten Möglichkeiten.

Dressings können Herstellern spezieller Nuss- und Samenöle die Gelegenheit bieten, eine große Zielgruppe zu erreichen und damit den Verbrauch dieser Produkte zu steigern. In Frankreich zum Beispiel konsumieren 43 % der Verbraucher, die fertige Dressings kaufen, diese mindestens einmal in der Woche. Ähnlich sieht es in Deutschland und Spanien aus, wo ein Drittel der Verbraucher wöchentlich diese Dressings zu Hause verwendet.

Viele neu eingeführte Dressingprodukte in Europa werben offensiv damit, natürlich und gesund zu sein. Bis zum Oktober des Jahres 2015 war mehr als ein Drittel der neuen Produkte mit dem Hinweis „natürlich“ versehen, während 34 % damit warben, gewisse Inhaltsstoffe nicht zu enthalten. Allen voran stand der Hinweis „glutenfrei“, was den Wunsch nach alternativen Ernährungsweisen widerspiegelt.

Spezielle Nuss- und Samenöle sind jedoch selten Bestandteil neu eingeführter Dressingprodukte in Europa. Schließt man Raps- und Sonnenblumenöl aus, enthielten in den zwölf Monaten vor Oktober 2015 weniger als 5 % der neu eingeführten europäischen Dressingprodukte Nuss- oder Samenöle. Im Vergleich dazu ist Olivenöl bei 16 % der Markteinführungen vertreten.

Wie bei Speiseöl könnte der kürzliche Preisanstieg bedeuten, dass Lieferanten mit Nuss- und Samenölen künftig höhere Gewinne erzielen als mit Olivenöl. Darüber hinaus können Hersteller sich den Trend zu kohlenhydratarmer Ernährung zunutze machen und hohe Preise für Dressings auf Nuss- und Samenölbasis verlangen.

David Turner ist Global Food and Drink Analyst bei Mintel. Während seiner zwanzigjährigen Karriere in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie hat er als Marketingleiter für Marken und private Labels verschiedener großer Molkerei-, Gastronomie- und Spirituosenhersteller Erfahrungen auf den Konsumgüter- und Gastronomiemärkten gesammelt.

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